Andrea Lehmann

ANTIATLAS

08. 04. – 10. 05. 2014

 

Wenn man den Begriff ANTIATLAS einmal nicht als Bezeichnung für die südlichste der drei Gebirgsketten des afrikanischen Atlasgebirge verstehen will, sondern als Gegenentwurf und mythologisches Grenzgebiet zur uns bekannten Welt, dann taucht man ein in Andrea Lehmanns malerischen Kosmos.

Lehmanns neue Bildwelt ist voller Monster, da die Düsseldorfer Malerin Halbwesen auf Papier entstehen lässt, die aufgrund ihrer uneindeutigen Zuordnung etwas Unfassbares haben. Gerade weil sie eine Uneindeutigkeit besitzen, halb Mensch, halb Tier oder halb lebendig und halb tot sind, wirken sie ungreifbar. Und vor solchen Monstern fürchtet wir uns.

In der griechischen Mythologie ist der ANTIATLAS auch die Heimat der Gorgonen, drei geflügelter Schreckensgestalten, die mit Schlangenhaaren

ausgestattet sind und die jeden, der sie anblickt, zu Stein erstarren lassen. Sowohl die Gorgonen als auch die Giganten verkörpern eine Macht, vor der unser Logos und unsere Sicht auf die Welt kapitulieren müssen. Der Gigant Mimas beispielsweise, der Sohn Gaias- der Mutter Erde, vermochte es, nach seiner Ermordung weiter zu leben. Seine Gebeine verwandelten sich in Schlangen, die sich an seinen Mördern rächten. Dass uns diese mythologische Gegenwelt interessiert, spiegelt sich in unserer Faszination für Monstergeschichten oder auch für die Archäologie wieder. Oder warum graben wir immer wieder nach der Vergangenheit, fördern sie in Ausgrabungen hervor und stellen sie in die Vitrinen unserer Gegenwart? In diesem Sinne sind Andrea Lehmanns Bilder als Schaukästen gedacht, in die wir mit offenem Mund hinein schauen.

Claudia Cosmo