Christof Lötscher / Markus Saile
Das Schwarze Meer ist gar nicht schwarz
25. Mai – 05. Juli 2014

 

Eine bestimmte Vorstellung von etwas zu haben, mag beruhigend wirken und das eigene Weltbild festigen. Jedoch beinhaltet eine allzu festgefahrene Sicht auf die Dinge auch Stillstand. Stillstand im Blick, in der Perspektive und Stillstand der Wahrnehmung der sich offenbarenden Möglichkeiten.

Die Gemeinsamkeit von Christof Lötschers und Markus Sailes Bildern, die auf den ersten Blick gar so unterschiedlich anmuten, ist die Bewegung. Das gilt einerseits für den Entstehungsprozesses an sich durch die angewandte Technik des Abtragens, Abwaschens und des Abkratzens, andererseits auch für den Ist- Zustand nach Abschluss des Arbeitsprozesses. Sowohl Christof Lötschers an Formen angelehnten Bildern auf Sperrholz, als auch Markus Sailes Gemälden auf Holzplatte ist die Prozesshaftigkeit anzumerken. Obwohl das Bild an sich, so wie es der Betrachter vor sich findet, statisch ist.

Das Ziel liegt nicht in dem „fertigmachen Wollen“, sondern in dem „Seienden“ der jeweiligen Arbeiten. Dabei entfaltet sich der jeweilige Rhythmus des einzelnen Bildes ganz und gar erst bei längerem Hinschauen. Die Ausstellungskomposition rhythmisiert auch den Ausstellungsraum und nivelliert Grenzen wie vorgegebene Ecken und Flächen. Lötschers und Sailes Motive haben Zeit mitgebracht. Obwohl die vorgenommenen Handhabungen wie das Kratzen oder das mit Terpentin Wegwischende zerstörerisch wirken, entsteht durch diese Entfernungsprozesse wieder etwas Neues. Bei Saile vornehmlich in der Farbe, bei Lötscher in der Form. So sind die Arbeiten der beiden Künstler nicht nur Bilder; sind eben mehr als Bilder auf Platten mit Farbe und Ritzen. Und sind genauso wenig ausschließlich schwarz wie das Schwarze Meer.

Claudia Cosmo